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Author Topic: Akzeptanz des Headgears in der Öffentlichkeit  (Read 29754 times)

Offline Cirroc

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Akzeptanz des Headgears in der Öffentlichkeit
« on: 30. January 2011, 19:48:55 PM »
Auch mit Chip würde man wohl nicht mehr HGs zu sehen bekommen, die würden dann einfach nur weiter heimlich daheim getragen.

Vielleicht liegt`s einfach daran, dass der Headgear ein Behandlungsgerät ist, das heutzutage einfach nicht mehr benutzt wird ?
In Zeiten von Miniimplantaten und selbstligierenden Brackets ist der Headgear einfach ausser Mode geraten und vor allem ist mit modernen Gerätschaften auch keine Mitarbeit erforderlich.

Offline Trapper

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Re: Chip kontrolliert das Tragen von Zahnspangen
« Reply #1 on: 30. January 2011, 20:09:18 PM »
Vielleicht liegt`s einfach daran, dass der Headgear ein Behandlungsgerät ist, das heutzutage einfach nicht mehr benutzt wird ?
In Zeiten von Miniimplantaten und selbstligierenden Brackets ist der Headgear einfach ausser Mode geraten und vor allem ist mit modernen Gerätschaften auch keine Mitarbeit erforderlich.
Das ist so nicht richtig. Der Headgear gilt nach wie vor noch als "das" Behandlungsgerät für Engstände und Unterkieferrücklagen. Egal wie modern die anderen Geräte sind und sich noch weiterentwickeln, bin ich der festen Überzeugung, dass der Headgear noch einige KFO-Generationen überdauern wird.

Offline Ingo

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Re: Chip kontrolliert das Tragen von Zahnspangen
« Reply #2 on: 30. January 2011, 20:43:22 PM »
Und gleichzeitig die "ewige" Frage:
Wie hat es in den Niederlanden geklappt... wohl ja auch ohne Tragechipgedöns.

Genau das ist die Frage!
Die Niederlanden sollen im Vergleich zu den anderen europäischen Ländern deutlich weniger konservativ sein. Ob es wohl zur konservativen Denkweise gehört, dass ein aus dem inneren des Mundes nach außen führender Metallbügel und ein Kopf- oder Nackenband nicht als gesellschaftliche akzeptable Zahnspange verstanden werden? Dass es möglich sein soll, eine Spange jederzeit durch das Schließen des Mundes zu verbergen? Und dass der Hg-Träger dadurch erniedrigt wird, dass er das eben nicht kann? Stellt es einen Wert dar, seine Spange Mitmenschen gegenüber verheimlichen zu können?

Offline Cirroc

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Re: Chip kontrolliert das Tragen von Zahnspangen
« Reply #3 on: 30. January 2011, 20:50:56 PM »
Das ist so nicht richtig. Der Headgear gilt nach wie vor noch als "das" Behandlungsgerät für Engstände und Unterkieferrücklagen.
Mit dem Headgear kann man weder das eine noch das andere beheben. Ein Headgear dient zur Verankerung der Backenzähne und minimal zum nach hinten schieben der Selben mit der Gefahr, dass diese dabei in die Länge wachsen. Das war`s dann auch schon.

Offline Trapper

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Re: Chip kontrolliert das Tragen von Zahnspangen
« Reply #4 on: 30. January 2011, 23:43:18 PM »
Das ist so nicht richtig. Der Headgear gilt nach wie vor noch als "das" Behandlungsgerät für Engstände und Unterkieferrücklagen. Egal wie modern die anderen Geräte sind und sich noch weiterentwickeln, bin ich der festen Überzeugung, dass der Headgear noch einige KFO-Generationen überdauern wird.

Mit dem Headgear kann man weder das eine noch das andere beheben. Ein Headgear dient zur Verankerung der Backenzähne und minimal zum nach hinten schieben der Selben mit der Gefahr, dass diese dabei in die Länge wachsen. Das war`s dann auch schon.
Lesen will gelernt sein.

1. Das Oberkieferwachstum wird durch den Headgear gehemmt, sodass der Unterkiefer nach vorne kommen kann.
2. Engstände werden dadurch beseitigt, dass entweder Zähne gezogen werden (die 4er oder 5er), um Platz zu schaffen. Der Headgear dient dann dazu, dass die 6er die geschaffene Lücke nicht wieder zuschieben.
3. Zur Vermeidung, dass die Backenzähne weiter nach unten wachsen in Kombination mit Kopfband.

Die Niederlanden sollen im Vergleich zu den anderen europäischen Ländern deutlich weniger konservativ sein. Ob es wohl zur konservativen Denkweise gehört, dass ein aus dem inneren des Mundes nach außen führender Metallbügel und ein Kopf- oder Nackenband nicht als gesellschaftliche akzeptable Zahnspange verstanden werden? Dass es möglich sein soll, eine Spange jederzeit durch das Schließen des Mundes zu verbergen? Und dass der Hg-Träger dadurch erniedrigt wird, dass er das eben nicht kann? Stellt es einen Wert dar, seine Spange Mitmenschen gegenüber verheimlichen zu können?

Heißt das also, dass die Niederlanden den Headgear als neuartiges Behandlungsgerät ansehen?  :-\

Offline Christian2

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Re: Chip kontrolliert das Tragen von Zahnspangen
« Reply #5 on: 01. February 2011, 22:08:03 PM »
1. Das Oberkieferwachstum wird durch den Headgear gehemmt, sodass der Unterkiefer nach vorne kommen kann.
2. Engstände werden dadurch beseitigt, dass entweder Zähne gezogen werden (die 4er oder 5er), um Platz zu schaffen. Der Headgear dient dann dazu, dass die 6er die geschaffene Lücke nicht wieder zuschieben.
3. Zur Vermeidung, dass die Backenzähne weiter nach unten wachsen in Kombination mit Kopfband.

zu 1. Bei mir war der headgear auch ohne Alternative. Mein Oberkiefer stand ziemlich weit nach vorne und konnte nur durch einen heagear im wachsen gehindert werden.
2. Zähneziehen war bei mir auch nötig. Ich hatte zuerst nur einen headgea an den backenzähnen, dann extraktionen, dann multibänder mit headgear.
3. Auch das sollte wohl bei mir verhindert werden. Jedenflalls musste ich den headgear immer mit nackenzug und kopfband tragen.

Die zeit mit headgear war sicher nicht immer angenehme, aber er war wirkungsvoll. Insofern wird er sicher noch einigen Generationen erhalen bleiben.

Offline Ingo

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Re: Chip kontrolliert das Tragen von Zahnspangen
« Reply #6 on: 01. February 2011, 22:51:16 PM »
Heißt das also, dass die Niederlanden den Headgear als neuartiges Behandlungsgerät ansehen?  :-\

Nein, ich dachte im Zusammenhang mit konservativ nicht daran, dass man gerne beim Althergebrachten bleibt und ungern Neues anwendet, in diesem Fall die seit langer Zeit bekannten Gerätetypen lieber verwendet als neu entwickelte Gerätetypen.

Ich meinte, hier einen anderen Zusammenhang entdecken zu können. Das Kernproblem beim Hg ist, dass es ein Gerät ist, das das Aussehen des Patienten stärker beeinflusst als insbesondere herausnehmbare Geräte, die sich zumeist nur in Form des Labialbogens zeigen. Beim Einsatz eines Gerätes gilt es nun abzuwägen, ob das erreichbare Ziel die kosmetische und sonstige Beeinträchtigung rechtfertigt. Und bei dieser Beurteilung wird bei der konservativ geprägten Sichtweise die geringe Beeinträchtigung und die Gesellschaftsfähigkeit eines Behandlungsgerätes höher bewertet werden als bei der nichtkonservativ geprägten Sichtweise. Kurz gesagt: wer konservativ eingestellt ist, wird den Kindern und Jugendlichen eher nicht einen Hg zumuten wollen, mit dem sie sich als nicht (mehr) gesellschaftsfähig vorkommen. Bei der anderen Sichtweise denkt man da rationaler und denkt sich nicht viel dabei, wenn jemand so eine Stoßstange im Gesicht hat.

Offline Trapper

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Re: Chip kontrolliert das Tragen von Zahnspangen
« Reply #7 on: 01. February 2011, 23:32:54 PM »
Beim Einsatz eines Gerätes gilt es nun abzuwägen, ob das erreichbare Ziel die kosmetische und sonstige Beeinträchtigung rechtfertigt. Und bei dieser Beurteilung wird bei der konservativ geprägten Sichtweise die geringe Beeinträchtigung und die Gesellschaftsfähigkeit eines Behandlungsgerätes höher bewertet werden als bei der nichtkonservativ geprägten Sichtweise. Kurz gesagt: wer konservativ eingestellt ist, wird den Kindern und Jugendlichen eher nicht einen Hg zumuten wollen, mit dem sie sich als nicht (mehr) gesellschaftsfähig vorkommen. Bei der anderen Sichtweise denkt man da rationaler und denkt sich nicht viel dabei, wenn jemand so eine Stoßstange im Gesicht hat.
Interessanter Ansatz, Ingo! Aber ist er auch in sich schlüssig? Grundsätzlich kann man gegen die Logik nichts aussetzen, aber du machst zwei entscheidende Grundannahmen (einen synthetischen Satz a priori wie Kant sagen würde):
1. Niederlande sind nicht so konservativ.
Man könnte das jetzt überprüfen, was aber recht schwierig werden könnte. Andererseits habe ich schon ähnliche Meinungen gehört, weshalb ich das jetzt als einigermaßen zutreffend annehmen würde.

2. Eine konservative Gesellschaft empfindet Gesellschaftsfähigkeit als ein höheres Gut als das eine rational denkende liberal-progressive Gesellschaft tut.
Ist dem aber wirklich so?
Wie erklärst du dir dann, dass so viele ADHS-Prognosen bei Kindern zur Zeit abgegeben werden? Hat die fortschrittliche Kindergartenerzieherin hierbei nicht insbesondere die Gesellschaftsfähigkeit im Sinn?
Warum sind soooo viele junge Leute beim Facebook und all den anderen Netzwerken, die doch insbesondere das "sich präsentieren" im Sinn haben - also in Stück weit auch die Gesellschaftsfähigkeit. Sind diese jungen Leute etwa konservativ?

Sollen wir hierfür einen eigenen Thread aufmachen?

Offline Ingo

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Re: Chip kontrolliert das Tragen von Zahnspangen
« Reply #8 on: 01. February 2011, 23:47:03 PM »
Sollen wir hierfür einen eigenen Thread aufmachen?
Das habe ich vorhin schon überlegt.

@ Marty:
Ich würde die Abtrennung der letzten Beiträge zugunsten eines neuen Themas vorschlagen. Vielleicht ab dem Zeitpunkt, wo es um die Tragesdisziplin geht und nicht mehr um die elektronische Aufzeichnung (etwa ab 30. Januar 2011, 19:48 Uhr).

Offline Marty

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Re: Akzeptanz des Headgears in der Öffentlichkeit
« Reply #9 on: 03. February 2011, 01:01:56 AM »
gemacht  :)

Offline Nathanael86

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Re: Akzeptanz des Headgears in der Öffentlichkeit
« Reply #10 on: 03. February 2011, 10:28:17 AM »
Ich glaube ihr übersteigert das ein bischen mit der gesellschaft.
Die Hauptgruppe der HG-Träger ist zwischen sagen wir 10 und 18 Jahren.
Da geht es in erster Linie darum alles zu vermeiden was Angriffsfläche für Lästereien bietet,
und alles zu vermeiden was einem beim anderen Geschlecht lächerlich/unatraktiv dastehen lässt.

In Holland haben glaube ich deutlich mehr Kinder einen HG was dazu fürht dass es nicht einzelne sind(welche dann schnell Mobbing Opfer werden) sondern es eher als "normal" gilt.

Würden in D mehr HG verabreicht glaube ich würde sich das ähnlich entwickeln.
Aber das mit der Gesellschafft so wie ihr es schreibt halte ich zu hoch gegriffen.

Offline hgbo

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Re: Akzeptanz des Headgears in der Öffentlichkeit
« Reply #11 on: 03. February 2011, 10:43:30 AM »
Wenn ich an die Riesenohrringe mancher Damen denke, sieht die 'Stoßstange' doch sehr viel ziviler aus. Ein(e) DSDS-KandidatIn mit so einem Teil, und die Welt sieht anders aus... :)

Offline Trapper

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Re: Akzeptanz des Headgears in der Öffentlichkeit
« Reply #12 on: 03. February 2011, 15:17:23 PM »
In Holland haben glaube ich deutlich mehr Kinder einen HG

Das glaube ich eher nicht. Man beachte Chris2010's statement:

Von 20 Mädels die ich mit Headgear kenne. [...]
wenn ich die dazu zähle die ich damit kannte nochmehr.[...]

Ich wage sogar die Vermutung, dass jede 3. bis 4. lose Spange, die in Deutschland "verabreicht" wird, ein extraorales Gerät ist.
Die 1. und 2. Plätze teilen sich die aktiven Platten und Aktivatoren.

Deshalb glaube ich schon, dass es in Holland etwas anderes ist/war, was die Tragemoral so erhöht hat.

Ein(e) DSDS-KandidatIn mit so einem Teil, und die Welt sieht anders aus... :)

 ;D Wer von uns opfert sich?

Chris2010

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Re: Akzeptanz des Headgears in der Öffentlichkeit
« Reply #13 on: 03. February 2011, 15:32:53 PM »
Es gibt schon viele Mädels mit Headgear. Man muss es nur erstmal rausfinden. Die meisten sind nicht so gerne Bereit das zuzugeben weil sie sich dafür schämen.


einer kann ja mal per mail mehrere kfos anschreiben, sagen das er ne umfrage für die uni macht und fragen wieviel % hg bekommen

Offline Ingo

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Re: Akzeptanz des Headgears in der Öffentlichkeit
« Reply #14 on: 03. February 2011, 21:40:19 PM »
Als ich den Begriff der Gesellschaftsfähigkeit in der Diskussion verwendete, dachte ich daran, dass sich ein Patient die Frage stellt, wie die Gesellschaft um ihn herum auf seinen Hg reagiert.

Die konservativ denkende Gesellschaft möchte die heile Welt um sich herum. Man bemüht sich um ein angenehmes Lebensumfeld. Es ist wichtig, dass man sich wohlfühlt. Rationale Gesichtspunkte sind da nicht so wichtig. Jeder möchte aber auch gut dastehen. Man möchte sich den Mitmenschen darstellen als jemand, der alles im Griff hat, bei dem alles gutläuft. Wer aus irgendeinem Grund da nicht mithalten kann, hat's schwer. Wenn man die Schule nicht geschafft hat oder die sogenannten einfachsten Dinge nicht zustandebringt, dann passt das nicht in die heile Welt des Konservativen.

Vielleicht ist ADHS auch ein Stück Zivilisationskrankheit, aber wenn sich heute mehr darum gekümmert wird und man offen darüber sprechen kann, dann liegt das nach meiner Überzeugung daran, dass es früher ein Tabuthema war und jetzt nicht mehr. Also andersum: Man hat es früher unter den Teppich gekehrt und verheimlicht.

In einer mehr aufgeklärten, rational denkenden und dementsprechend empfindenden Gesellschaft ist all das halb so wild. Man schämt sich nicht mehr dafür, wenn etwas nicht so ist, wie man es sich wünscht. Man wird auch akzeptiert, wenn man nicht perfekt ist.

Was bedeutet das nun für unser Thema? Ich denke, wer von seinem KFO mit einem Headgear bedacht wurde, hat in der konservativen Gesellschaft den Eindruck, er störe mit seinem Außengestell die heile Welt seiner Mitmenschen, erinnere sie daran, dass die Welt eben doch nicht in Ordnung ist und dokumentiert, dass die schnöde Zahnstellung wichtiger ist als ein schönes Aussehen. Diese Werteordnung passt nicht in die konservative Gefühlswelt. Wer hingegen weiß, dass die Mitmenschen sowieso wissen, wofür der Drahtbügel gut ist und dass sie deswegen nicht verunsichert sind, hat auch nicht das Bewusstsein, sich wegen der Störung der vermeintlich heilen Welt schuldig zu machen. Diese Situation scheint mir eben in den Niederlanden gegeben zu sein.

Das heißt zusammengefasst: Die nichtkonservative, aufgeklärt-rationale Sichtweise erleichtert es, den Headgear als etwas normales wahrzunehmen.


Obwohl man bei uns in der Öffentlichkeit faktisch keine Hgs sieht, scheint das Gerät dennoch allgemein bekannt zu sein. Das zeigen z. B. die Spielfilme, in denen Hgs vorkommen.

Wenn der Gerätetyp allgemein bekannt ist, dann setzt das voraus, dass er in so großem Umfang verwendet wird, dass sozusagen jeder einmal die Gelegenheit hat, das Gerät durch einen Hg-Träger in seinem Bekanntenkreis kennenzulernen.