Das mit den großen Unterschieden stimmt. Und wie es die Patienten erleben, ist noch einmal sehr unterschiedlich. Wie so oft im richtigen Leben, hängt es mehr von den Menschen ab als von den Baulichkeiten. ;-)
Mein erster Kieferorthopäde in meiner Heimatstadt behandelte in einer der wohl damals nach Quadratmetern größten Praxen Deutschlands. Er war ja auch Monopolist für mindestens zwei Landkreise. Fast alle Räume hatten rund vier Behandlungsstühle. Wenn der Chef sich selbst herbeibemühte, was er selten tat (aber ich war wohl auch für ihn ein außergewöhnlich interessanter Fall), ging es in einen sonst leeren Drei-Stühle-Raum. Zwischen den Patienten auf seinen Stühlen kamen bei seinem durchrationalisierten Praxismanagement mit entsprechend gestressten Helferinnen nicht einmal solidarische Momente durch Augenzwinkern auf. Die Nachbarn empfanden einander bestenfalls nicht als störend.
Die Kieferorthopädin in meiner Uni-Stadt, die sich zu gelegentlichem Einspringen bei plötzlichen Havarien an meinen Klammern bereitfand (sie hat damit bestimmt nicht profitorientiert agiert!), hatte dagegen einen einzigen großen Praxisraum, in dem alle Behandlungsstühle standen. Das fand ich aber nie beengend. Sie und ihr Personal pflegten so einen fröhlichen Arbeitsstil, daß auch die Patienten gern zur Behandlung kamen, soweit ich es beurteilen kann, und auch miteinander klarkamen. Ich bereue immer noch, daß ich meine Behandlung nicht gleich bei ihr begann statt bei dem Mann aus der Heimat.
Mein heutiger Kieferorthopäde in noch einer anderen Stadt arbeitet vergleichbar mit ihrem Stil. Aber seine Behandlungszimmer sind meist einstuhlig, bis auf das doppelstuhlige für Behandlungsanfänge, in dem ich schon lustige Interaktion mit einer Mitpatientin erlebt habe (siehe anderswo in diesem Forum). Er selbst ist ein eher zurückhaltender Mann, aber seine Mitarbeiterinnen machen aus dem Laden einen fröhlichen Ort. Wohlweislich läßt er sie auch. Ich bin froh und danke meinem Schicksal, in fortgerücktem Alter noch einmal Zahnspangenträger in so einer tollen Praxis sein zu dürfen.
Veterano