Hallo Leute,
auch ich freue mich mit dem Thread "Grundschulzeit" mal wieder etwas an Erfahrungsaustausch in Sachen Ursachenforschung zu erleben. Da ich ja schon vor vielen Jahren, in der Anfangszeit des Forums über so etwas geschrieben habe, dachte ich mir es einfach nochmal auszugsweise zu bringen.
Vorab gesagt, in meiner Grundschulzeit in den 1960er Jahren hatte, zumindest in meinem Umfeld, eigentlich niemand eine Zahnspange. Soweit ich mich erinnere.
Das ging etwas später los.
Konkreter zurückerinnern kann ich mich da schon an die Anfangszeit auf dem Gymnasium. Das Zusammenkommen mit vielen anderen Kindern und Jugendlichen rund um den Schulbetrieb brachte dann schon das eine oder andere Silberlächeln mit sich.
Es war die Zeit ab 1968 an aufwärts. Herausnehmbare Spangen wurden fast ausschliesslich verwendet und bis auf wenige Ausnahmen kaum in der Öffentlichkeit getragen.
Feste Klammern habe ich erstmalig Anfang der 1970er Jahre gesehen.
Und zwar bei amerikanischen Jugendlichen, die Heidelberg besuchten.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, statt Zähnen sah man fast nur Metall. Ein wilder Drahtverhau, der mir suspekt aussah und nicht so recht gefallen wollte. Trotzdem ein Hingucker, es waren auch ganz nette Mädels dabei, die wegen ihrer Klammer keinerlei Hemmungen hatten.
Ich habe meine Mutter damals gefragt, was das wohl sei, warum die soviel blinkendes Metall an den Zähnen hätten. Sie erklärte mir dann den Unterschied zu den bei uns verwendeten, herausnehmbaren Zahnspangen.
Beruflich hatte sie gelegentlich mit USA-Austauschschülern zu tun und kannte sowas daher.
Das war auch die Zeit in der unser guter, alter Familienzahnarzt meinen Eltern und mir glaubhaft versicherte, ich brauchte keine Zahnspange.
Die Zeit brachte es mit sich, KFO-Behandlungen kamen auch bei uns immer mehr in Mode, folglich häufften sich die Begegnungen mit Spangenträgern. Für mich besser gesagt mit Trägerinnen, denn Jungs mit Spange haben mich noch nie interessiert. Mit ihnen hätte ich auch nie ein Gespräch über Zahnspangen angefangen.
Als angehender Teenager hab ich mich dann schon recht zielsicher in Richtung Mädchen mit Klammer orientiert.
Diese Richtung hatte sich aus anfänglicher, purer Neugier in Sachen Zahnspange wie von selbst entwickelt.
Und die Anzahl der Begegnungen mit ihnen wurde grösser.
Meist waren es Zufälle.
Wie mit einem Mädel was ich flüchtig kannte, vom Konfirmandenunterricht.
Bis zu dem Zeitpunkt wusste ich garnicht dass sie in KFO Behandlung ist.
Ich fuhr nachmittags mit dem Bus in die Stadt, als sie zustieg und sich auf den freien Platz mir gegenüber setzte. Nach kurzem "Hallo", kamen wir ins Gespräch. Sie lächelte und sprach ganz normal wobei ich deutlich ihre Zahnspange aufblinken sah. Ich muss wohl so verdutzt geguckt haben, dass sie mir kurz erklärte, sie müsse jetzt zum Zahnarzt, wegen ihrer Klammer.
"Ach ja", mehr habe ich nicht rausbekommen und im weiteren Gespräch dann, "was sein muss, muss sein".
Was hätte ich aus diesem Moment noch alles machen können, aber ich war wie elektrisiert, stand so unter Spannung, dass ich nicht weiter nachgefragen konnte.
Wenig später stiegen wir aus und gingen unserer Wege.
Erst im Nachhinein wurde mir klar, was diese Begegnung für mich bedeutet hat und was ich sie noch alles hätte fragen wollen.
Was alles so gemacht wird wenn man die Spange bekommt und wie es so ist damit.......
Wir haben uns noch oftmals wiedergesehen, sind sogar zusammen zur Konfirmation gegangen, ihre Spange hat sie aber nie mehr drin gehabt.
Sie war eine von den vielen, die ihre Klammer nur nachts, zuhause oder beim KFO tragen. Trotzdem wäre ich ihr gerne etwas näher gekommen,
wie man so sagt.
Ich war mit meinen damals 14 Jahren noch nicht so weit zu sagen, ich habe mich in sie verliebt. Aber die wenigen Begegnungen mit ihr und vor allem die eine mit Zahnspange haben gereicht.
Immer wenn ich sie sah, wurde mir heiss und kalt, ich bekam solche Hemmungen, dass ich kein Wort mehr herausbekam.
Dabei ist es dann geblieben. Aber ihr Zahnspangenlächeln an jenem einen Tage sehe ich in Gedanken noch heute vor mir.
Ob das nun ein Auslöser für den Zahnspangen-Faible war?
Zumindest hat diese Begegnung mit dazu beigetragen.
Von dieser Zeit an wuchs die Anzahl der Spangenträgerinnen im Teenager-Alter enorm an.
Gleichzeitig legten auch einige ihre Hemmungen ab sich damit offen zu zeigen. Ich bin da schon Mädchen-Cliquen begegnet, die allesamt bespangt durch die Stadt liefen, stolz ihr Silberlächeln präsentierend.
Damals schon verspürte ich neben der gewissen Neugier auch ein wenig Neid darauf. Eigentlich wollte ich sowas auch haben!
Ging aber nicht!
Eine wilde Zeit, so mit 15, 16! Man (Mann) ist hin- und hergerissen von Gefühlen, Emotionen, teils unsicher, aber auch wiederum gut drauf.
Eines war mir zu der Zeit bewusst geworden, wenn es um Mädels ging, schaute ich zuerst auf ihren Mund.
Wenig später hab ich dann in der Schule ein nettes Mädel beobachtet, die wie konnte es anders sein, Zahnspangen trug.
Es war eine kurzlebige Teenager-Liebe, geprägt von beiderseitigen Hemmungen und Ängsten. Was ich mich nicht getraut habe, war ihr rüberzubringen, wie sehr sie mir mit Spange gefiel. Was sie mit dem Beginn unserer Beziehung ablegen wollte, war das kindliche Image der Zahnspangenträgerin. Sie wollte mit ihren 15 Jahren schon ganz Frau sein und war es dann auch. Aber ohne Klammer.
In den folgenden Jahren sah ich dann auch hierzulande mehr und mehr feste Klammern. Auf Urlaubsreisen im westeuropäischen Ausland sowieso. In Holland und Frankreich, z.B. sah man insgesamt zwar weniger, dafür aber in der Regel feste.
Und Brackets natürlich, zierliche, keine Brackets in Verbindung mit dünnen Drahtbögen. Nicht mehr das was ich vorher mal an wildem Drahtverhau gesehen hatte. Ob das wohl Voll-Bänder waren? Ich weiss es nicht, kann mich nicht mehr so genau erinnern.
Ich begann mich neugierig mit dieser Technik auseinanderzusetzen,
besorgte mir Fachliteratur usw.
Bei einem anderen, jüngeren Zahnartzt fragte ich nach der Notwendigkeit einer KFO-Behandlung. Er lachte nur und fragte: "Willst du dir sowas noch antun? Mit 18 bist du doch eigentlich zu alt dafür!"
Na ja.
Vor dem Abitur habe ich dann eine sogenannte Ehrenrunde gedreht.
Ich kam in eine Klasse mit mehreren, jüngeren Mitschülerinnen.
Die hatten ihre Spangenzeit überwiegend gerade hinter sich gebracht.
Bis auf eine.
Sie war das, was man im allgemeinen so als "graue Maus" bezeichnet.
Nicht gross, unscheinbar, keine besondere Ausstrahlung, verschachtelte Frontzähne. Eines Tages, nach den Herbstferien kam sie dann mit fester Klammer daher. Sie hatte zierliche, kleine Metallbrackets, die ihrem Silberlächeln eine gewisse Eleganz verliehen.
Was ich dann erlebt habe, war kaum vorherzusehen.
Die bis dato kaum beachtete "graue Maus" stand auf einmal im Mittelpunkt des Interesses. Die ganze Klasse bewunderte sie, ihre Klammer und den Mut den sie aufgebracht hatte, so spät damit noch anzufangen. Sie war 18.
Leider war ich nicht ihre Wellenlänge. Und um es mal so zu sagen wie es ist: Ohne Klammer wäre sie mir auch überhaupt nicht aufgefallen!
Ist schon erstaunlich, was so ein bischen Metall im Munde eines Mädels bewirken kann.
Ein anderer Junge aus unserer Schule hat ihr Herz sofort im Sturm erobert. Eine Klassenkameradin, die voll auf ihn stand und leer aus ging, hat in der Runde dann mal gefragt, was es wohl ausmacht. Ob es die Klammer ist? Einige andere haben sofort bestätigt, daß das doch total süss aussieht mit der Klammer. Ihnen würde das auch gefallen, oder eben nichts ausmachen, wenn ein Mädel sowas trägt.
Für mich war und ist damit der Beweis erbracht, es gibt viel mehr Zahnspangenfans als man allgemein annimmt. Nur nicht jeder bekennt sich offen dazu.
Das ist nun rund 40 Jahre her, ich sehe aber die Szenen noch heute vor mir.
Soweit mal mein Ausflug in die Erinnerungen an die Schulzeit. Ich hoffe damit nicht zu weit vom Thema abgekommen zu sein.
ulfert