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Author Topic: Presseberichte  (Read 100217 times)

Offline yoghurt

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Presseberichte
« on: 08. December 2007, 12:49:58 PM »
(Erschienen im gedruckten Tagesspiegel vom 08.12.2007)


Comeback der Eisenzähne

Mütter in Minirock und rosa Sweatshirt, Zwillingsschwestern ihrer Töchter auf dem Schulweg. Väter weit jenseits der 50 in den gleichen ausgefransten Jeans wie ihre Söhne im Gymnasium: Der generationenüberschreitende Partnerlook ist in Mode. Nicht leicht, den Vater vom Sohn, die Mutter von der Tochter zu unterscheiden. Mit ihren Baseballmützen, Lederhosen und wippenden Pferdeschwänzen bevölkern pubertierende Erwachsene die Straßen von Berlin.

Nun jedoch scheint diese regressive Nachahmung ein beunruhigendes neues Stadium erreicht zu haben. Bis vor einiger Zeit war die Zahnspange ein Übergangsritus der Adoleszenz, vergleichbar der Jugendakne und dem ersten Rockkonzert … Man war stolz darauf. Schließlich wollte man nicht sein ganzes Leben ein Hamsterprofil behalten! Und man war bereit, die erheblichen logistischen Probleme auf sich zu nehmen: Wie kann es zum ersten Kuss kommen, wenn man diese Konstruktion aus Stahldraht im Mund hat? Wenn zwei verliebte Spangenträger sich küssen, verhaken sie sich dann nicht ineinander? Wie soll man Karamellbonbons essen? Kaugummi kauen? Querflöte spielen? Oder auch nur lächeln, ohne auszusehen wie eine Egge mit ihren Eisenzähnen?

Alles nicht so wichtig. Eine Zahnspange tragen bedeutete, dass man die Schwelle zum Erwachsenenalter überschritt. Jeder wollte so etwas. Als Kind bastelte ich mir einen furchterregenden Apparat: ein Draht, den ich mit zwei Kaugummis an die Backenzähne klebte. Die Mädchen in meiner Klasse spielten am liebsten „Zahnspange“. Und wir waren sehr wütend auf den Zahnarzt, als der befand, dass wir gar keine brauchten.

Doch welcher Erwachsene im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte lässt sich freiwillig dieses Folterinstrument in den Mund zwängen, mit seinen Gummibändern, seinen Stahlplättchen, die einem den Gaumen aufschneiden, seinen Schrauben und Rädchen? Wer hat schon Lust, mit halbgeöffnetem Mund zu schlafen und ins Kopfkissen zu sabbern? Unverständliche Sätze zu lispeln? Mit einer Stimme wie eine Comicfigur? Wer möchte allmorgendlich seine Prothese mit einer Kukidenttablette in ein Glas versenken wie die alten Leute im Seniorenheim?

Betrachtet man die Münder voll Metall und Keramik, die bei Berlinern der Generation 40 plus zu sehen sind, so könnte man auf den Gedanken kommen, dass es sich dabei um ein hochmodernes Accessoire für Erwachsene handelt. Piercing, Lifting, Botox, Fettabsaugen und Wonderbra genügen nicht mehr für die Illusion der Vollkommenheit … Berlin träumt von einem Lächeln à la Hollywood, von einer Reihe Zähne so ebenmäßig wie die Tasten eines nagelneuen Steinway. Schöne Zähne sind zum Prestigeobjekt geworden, zum Symbol für sozialen Aufstieg und ein erfolgreiches Leben. Man kann sich sogar Zahnspangen aus Golddoublé gönnen. Zahnspangen are a girl’s best friend!

Jeder hat das Recht, die Fehlbauten der Natur nachzubessern. Die Zeiten sind vorbei, als ganz Frankreich sich darüber aufregte, dass François Mitterrand, frischgebackener Präsident der Republik, sich seine spitzen Schneidezähne hatte abschleifen lassen. Seine Medienberater hatten ihn gewarnt: Die präsidialen Schneidezähne verliehen dem Mann an der Spitze Frankreichs das Aussehen von Dracula – für die Steuerzahler ein ziemlich beunruhigender Anblick. Eitelkeit! Betrug! Frankreich war entrüstet.

Die Zeiten haben sich gründlich geändert. Berlusconi hat sich liften lassen wie eine gealterte Operndiva, Sarkozy trägt diskrete Keilabsätze, und wir verzichten darauf, den Namen eines berühmten deutschen Politikers zu nennen, der auch mit 63 Jahren noch immer ebenholzschwarzes Haar trägt. Milchzähne und Glatze, goldene Zahnspangen und Hitzewallungen … wo wird dieser große Cocktail aus Lebensaltern noch enden.

Aus dem Französischen

von Elisabeth Thielicke.


Quelle: https://dereferer.me/?https://dereferer.me/?http://www.tagesspiegel.de/meinung/Kommentare;art141,2435097




Offline Winfried

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Re: Comeback der Eisenzähne
« Reply #1 on: 10. December 2007, 20:33:13 PM »
Die Mädchen in meiner Klasse spielten am liebsten „Zahnspange“.

Was ist das denn für ein Spiel?

Offline Winfried

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Re: Comeback der Eisenzähne
« Reply #2 on: 10. December 2007, 20:40:47 PM »
im Zusammenhang mit diesem Bericht fällt mir mein Beitrag vom 02.05.2007 wieder ein:

Hallo,

ich war am Wochenende in Berlin. Mir sind dort sehr, sehr viele weibliche Erwachsene (> 20 Jahre) mit festsitzenden Zahnspangen aufgefallen.
Sofern ich es aus den Gesprächen hören konnte, waren bis auf eine Ausnahme alles Deutsche.

Ist das schon einmal jemandem aufgefallen? Was sagen die Berliner Foren-Mitglieder dazu?

Berlin ist wahrlich eine Reise wert...  ;D

Winfried.

Offline yoghurt

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Re: Presseberichte
« Reply #3 on: 18. December 2007, 09:23:20 AM »
"Eine Spange gegen den Zahn der Zeit", Hamburger Abendblatt, 12. Dezember

Von Armgard Seegers

Frauen, die mit 45 noch bauchfrei gehen, 50-jährige Männer, die rollerbladen. Mein Gott, was tun Menschen nicht alles, um jünger zu wirken. Und dabei ist von Fettabsaugen und Bauchstraffung noch gar nicht die Rede.

Das Motto "Wer schön sein will, muss leiden" wird allgemein akzeptiert. Komisch eigentlich. Wo doch jeder sehen kann, dass der eine als Roland Koch zur Welt kommt und der andere als Brad Pitt. Wer nicht ganz zur Pitt-Fraktion zählt, fängt am besten damit an, die Launen, die die Natur an ihm verübt hat, durch ein Lächeln zu überspielen. Wirkt fast immer.

Allerdings nicht, wenn man mit dem neuesten Trend in Sachen Schönheitskorrekturen - völlig zu Unrecht als "ästhetische Chirurgie" bezeichnet - konfrontiert wird, der Zahnspange für die Generation 40 plus. Die tut zwar weh, macht aber, obwohl vom Träger anders beabsichtigt, echt hässlich. Dafür erinnert sie so fatal an Jugend und Pubertät, dass man diesen Effekt wohl demnächst nur noch dadurch steigern kann, dass man sich Akne-Narben eintackern lässt.

Dieses Ungetüm aus Silberverdrahtungen und Stahlplättchen sieht so fürchterlich aus, dass der Riese Richard Kiel 1979 in "Moonraker" damit James Bond erschrecken musste. Plötzlich ist es bei Erwachsenen in Mode. Viele haben in ihrer Jugend das Tragen der Spange verweigert, weil sie Angst hatten, sie könnte sich beim ersten Kuss verhakeln, oder damit könne man nie eine anständige Kaugummiblase hinbekommen. In reiferem Alter, da diese Probleme ad acta gelegt sind, gilt die Zahnklammer als dekoratives Accessoire, das die Jugendlichkeit betont.

Natürlich hat jeder das Recht, dort, wo sich im Mund nicht das Modell "Gartenzaun", sondern Draculazähne, Über-, Unter- oder offener Biss befinden, optisch nachzubessern. Schnapp- und Mundatmung, nächtliches Röcheln oder Sabbern dürften allerdings mit einer Eisenverdrahtung im Mund eher zu- als abnehmen.

Wir haben uns ja optisch schon an vieles gewöhnt: Frauen ohne Dekolleté kommen plötzlich prall aufgepumpt daher. Ehemals Schütterhaarige verfügen nun über einen Kopf, der mit einem Bärenfell zur Winterzeit konkurrieren könnte. Aber Zahnspangen und Falten, das passt irgendwie nicht zusammen. Vielleicht sollten die Spangenfans mal daran denken, dass sie ihre Ungetüme gelegentlich in Kukident baden müssen. Wie echte Senioren.


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Kommentare dazu:

Modetrend? Ein Artikel empört die Leser
Wie jugendlich ist die Zahnspange?
Niemand trägt eine Zahnspange nur zum Spaß, sondern dafür gibt es handfeste medizinische Gründe, so der Tenor vieler Zuschriften.
Glauben Sie wirklich?




Selten habe ich mich über einen Artikel so geärgert wie über diesen. Glauben Sie wirklich, dass es eine Freude ist, in der von Ihnen angesprochenen Altersgruppe noch mit einer Zahnspange durch die Gegend zu laufen? Ich glaube kaum, dass jemand jahrelang mit etlichen Einschränkungen leben möchte, nur der Schönheit wegen. Meine Zähne z. B. wurden in der Jugend korrigiert, nur leider hat mein Kieferorthopäde sein Handwerk nicht verstanden. Übrigens habe ich weder vor noch nach der Spange unter nächtlichem Röcheln oder Sabbern leiden müssen.

U. Bandow, Hamburg


Respektlos

Ich bin 44 Jahre alt und trage seit zwei Jahren eine feste Zahnspange. Ich habe eine Menge Erwachsene kennengelernt, die Zahnspangen tragen. Keiner hatte eine Zahnspange aus Modegründen, um dem Jugendwahn zu frönen oder sich in die Pubertät zurückzuversetzen. Wenn Sie mal nachrechnen, ist die Generation 40 plus in den 60er-Jahren geboren. In den Siebzigern achtete man noch nicht so sehr auf kieferchirurgische Korrekturen. Heutzutage ist das Bewusstsein bezüglich des Zustandes des Gebisses viel größer. Außerdem sind die Möglichkeiten der Gebisskorrektur sehr vielfältig. Alle, die ich bisher mit Zahnspange kennenlernte, hatten eine medizinische Indikation. Die Respektlosigkeit, mit der Sie auf die Hässlichkeit der Zahnspangen hinweisen, ist schon bemerkenswert.

Iris Büchner-Horstmann, Hamburg


Neidisch

Der Artikel ist ärgerlich und peinlich. Mit detaillierten Kenntnissen in Kieferorthopädie glänzt die Autorin jedenfalls nicht. Eine Korrektur von Zahnfehlstellungen im Erwachsenenalter hat so gar nichts damit zu tun, sich ins Jugendalter zurückzuversetzen. Jeder weiß das, der jemals eine solche Behandlung ertragen musste. Was ist schlimm daran, nach der Behandlung mit schönen Zähnen durch die Welt zu gehen? Ist die Autorin vielleicht neidisch und muss ihre Zähne bereits in Kukident baden?

Marion Schlichting-Erb, Hamburg


Festgefahren

Aha, ein bauchfreies Oberteil anziehen oder sich mit Rollerblades fortbewegen darf man nur bis zu einem gewissen Alter. Darüber hinaus darf man keinen Spaß mehr daran haben. Tut man es dennoch, will man jung erscheinen. Möglicherweise fahre ich auch nur auf meinem Tretroller (Kickboard), um mich bei Kindern und Jugendlichen anzubiedern und nicht, weil ich damit schneller zur Bahn komme. Höchstwahrscheinlich kleiden Sie sich dann ab 40 nur noch in Beige, lassen das Rad im Keller stehen und kaufen sich vorsorglich schon mal Gesundheitsschuhe. Herzlichen Glückwunsch zu dieser festgefahrenen Lebenseinstellung.

S. Wilhelm, per E-Mail


Sachlich-fachlich

Was treibt eine Journalistin zu solch grotesken Schilderungen, was treibt einen Chefredakteur, solch einen Artikel auf der Titelseite einer seriösen Tageszeitung zu platzieren? Ich bin neugierig und besorgt: Haben Sie bei sich oder in Ihrem Umfeld die von Ihnen beschriebenen Erfahrungen tatsächlich gemacht? Dann kann es wohl kaum bei einem seriösen, das heißt zertifizierten Fachzahnarzt für Kieferorthopädie gewesen sein: Es gehört zu unseren ärztlichen Aufgaben, sachlich-fachlich zu beraten und aufzuklären, gewissenhaft und lege artis zu behandeln gemäß medizinischer Diagnose und Indikation sowie jeden Schritt ärztlichen Handelns schriftlich zu dokumentieren.


Darüber hinaus sorgen Kontrollorgane wie Zahnärztekammer, Kassenzahnärztliche Vereinigung und das Gutachterwesen dafür, dass bei kieferorthopädischen Behandlungen die medizinische Indikation eine grundsätzliche Beachtung findet. Keinesfalls wird unser Handeln bestimmt von abgefahrenen Modetrends und Gelüsten aus der Sadomaso-Szene. Patientenverhaltensweisen und Behandlungsverläufe wie von Ihnen beschrieben sind mir trotz langjähriger fachzahnärztlicher Berufserfahrung nicht bekannt.

Dr. Cornelia Kroker-Wawrzinek(Kieferorthopädin), Hamburg



Quelle:
https://dereferer.me/?https://dereferer.me/?http://www.abendblatt.de/daten/2007/12/12/826557.html
https://dereferer.me/?https://dereferer.me/?http://www.abendblatt.de/daten/2007/12/18/828668.html

Offline ulfert

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Re: Presseberichte
« Reply #4 on: 18. December 2007, 18:27:14 PM »
Hallo allerseits,

ich denke mal, trotz aller, berechtigter Kritik an dem Artikel von Frau Seegers, gibt sie doch das wieder, was viele Mitmenschen denken.
Nur sie sprechen den Spangenträgern gegenüber nicht darüber, wahrscheinlich aus Höflichkeit oder Coolness.

Aber es gibt ja, wenn auch begrenzt, ebenso positives Feedback zum Spangetragen.

ulfert

Offline yoghurt

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Re: Presseberichte
« Reply #5 on: 06. February 2008, 20:11:34 PM »
Stern, Artikel vom 24. Januar 2008


Wenn der Rücken Zahnschmerzen bereitet

Ganzheitlich arbeitende Kieferorthopäden betrachten nicht nur das Gebiss, sondern auch Wirbelsäule, Beine, Füße. Zahnschmerzen, so glauben sie, haben ihre Ursache oft im Bewegungsapparat - und können viele andere Beschwerden auslösen.

Eine Fehlstellung der Zähne kann zu massiven Kopf- und Rückenschmerzen führen. "Kiefer und Wirbelsäule sind als Einheit zu sehen", erklärt Werner Becker, Präsident des Bundesverbands der naturheilkundlich tätigen Zahnärzte in Deutschland. So gehe ein so genannter Kreuzbiss, bei dem die unteren Frontzähne über die oberen beißen, oft mit einer Skoliose, einer seitlichen Verbiegung der Wirbelsäule, einher. "Da gibt es eindeutig eine Wechselwirkung", sagt der Professor. Daher betrachten ganzheitliche Kieferorthopäden nicht nur Zähne und Kiefer, sondern das gesamte Bewegungssystem.

Beinlänge und Fußstellung wirken auf die Zähne
Derzeit gibt es in Deutschland nach Schätzung Beckers etwa 250 bis 300 Kieferorthopäden, die ganzheitlich arbeiten. Sie haben die übliche Ausbildung zum Kieferorthopäden abgeschlossen und darüber hinaus an entsprechenden Fortbildungen teilgenommen. "Das Interesse von Seiten der Patienten an unserem Ansatz ist in letzter Zeit gestiegen und steigt immer weiter", sagt Becker. Ob und in welcher Höhe sich die gesetzlichen Krankenkassen an den Kosten für eine ganzheitliche Therapie beteiligen, ist unterschiedlich.

Dass Zahnstellung und Bewegungsapparat in einem Zusammenhang stehen, lässt sich nach Auffassung von Kieferorthopäden leicht nachvollziehen: "Stellen Sie sich ohne Schuhe locker aufrecht hin, öffnen Sie den Mund und schließen ihn langsam wieder. Beobachten Sie dabei, wo sich Ihre Zähne zuerst berühren", rät Elisabeth Heller, die in Rostock als ganzheitliche Kieferorthopädin arbeitet. "Danach legen Sie etwas unter einen Fuß, zum Beispiel ein dünnes Buch, stellen sich wieder locker hin und wiederholen die Übung. Bemerken Sie, dass jetzt andere Zähne zuerst in Kontakt kommen?"
 
Eine Änderung der Körperhaltung führe nämlich zu einer Änderung der Zahnstellung, erklärt Heller. Daher untersuche sie bei Zahn- und Kieferanomalien auch die Fußstellung, die Beinlängen, das Becken und die Halswirbelsäule. "Wenn sich ein Zusammenhang ergibt, gilt es herauszufinden, welches Problem das andere bedingt", sagt Heller.

Wachstum lenken statt Zähne ziehen
Auch schlechte Aussprache, Kopfschmerzen und sogar Tinnitus können durch Kieferprobleme mitausgelöst werden. So erklärt Brigitte Blum, Sprecherin der Initiative Kiefergesundheit, die Zusammenhänge: Bei einem tiefen Biss, beziehungsweise einem Steilstand der Oberkieferfrontzähne wird die Beweglichkeit des Unterkiefers eingeschränkt. "Es ergibt sich ein verstärkter Belastungsvektor Richtung Kiefergelenk, Gelenkkapsel, äußerem Gehörgang und Schädelbasis." Eine entsprechende Therapie könne daher auch bei Tinnitus, Nacken- und Schulterproblemen helfen.

Anders als schulmedizinisch orientierte Kieferorthopäden lehnen es ihre ganzheitlich arbeitenden Kollegen ab, zur Gebissregulation Zähne zu ziehen: Gesunde Weisheitszähne zu entfernen, um einen Engstand der Frontzähne zu verhindern, hält Becker für Quatsch. Ein Zahn solle nur dann gezogen werden, wenn er kaputt sei oder ein extremes Hindernis darstelle.

Außerdem pocht Becker auf die Einzigartigkeit jedes Gebisses: "Nicht jeder hat die gleichen Zähne", sagt er. Während die herkömmliche Kieferorthopädie von Normmaßen ausgehe, sähen ganzheitlich arbeitende Zahnärzte den Menschen als Individuum. "Wir versuchen, das Wachstum in die richtigen Bahnen zu lenken oder gehemmtes Wachstum anzuregen", sagt Becker. Nach Abschluss der Behandlung habe der Patient ein Gebiss, das der Norm der Schulmedizin ähnlich sei.

Alternativen zur fest sitzenden Spange
Die ganzheitliche Therapie sieht meist keine fest sitzenden Zahnspangen vor. Oft bekommen die Patienten stattdessen einen so genannten Bionator - eine lose im Mund liegende Apparatur. Das Gerät übt keinen Druck auf die Zähne aus, sondern soll durch eine Sogwirkung im Mund das Zahn- und Kieferknochenwachstum stimulieren. Normalerweise soll der Patient den Bionator mindestens 14 Stunden am Tag tragen und damit auch sprechen. Blum sagt: "Kinder müssen das Gerät also nachmittags und nachts tragen. Um damit sprechen zu können, müssen sie anfänglich erstmal üben."

Doch wie Heller erklärt, ist diese Art der Therapie nicht für jeden Patienten geeignet. "Es kommt da sehr auf die Motivation des Patienten an", sagt sie. "Er muss begreifen, dass der Behandler keine Werkstatt ist, sondern er sich selbst behandelt. Der Therapeut ist nur ein Begleiter." Ergänzend können weitere Therapien wie Krankengymnastik zur Verbesserung der Haltung oder Logopädie zur Verbesserung der Atmung und Aussprache nötig werden.

Manchmal empfehlen ganzheitlich arbeitende Kieferorthopäden auch beispielsweise eine Lymphdrainage, da sie davon ausgehen, dass es bei einer Fehlstellung der Zähne auch zu einem Lymphstau im Kopf- und Halsbereich kommen kann. Auch Alternativverfahren wie Magnetfeldtherapie und das umstrittene Bioresonanz-Verfahren werden manchmal angeboten.
 
Angela Stoll/AP

 

Quelle: https://dereferer.me/?https://dereferer.me/?http://www.stern.de/zaehne/aktuelles/608756.html

Offline yoghurt

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Re: Presseberichte
« Reply #6 on: 22. February 2008, 14:32:24 PM »
Laut Spiegel trug unsere Bundeskanzlerin Angela Merkel früher auch eine Zahnspange.
Wusstest Ihr das? Kennt jemand Details (z.B. Dauer, Art, etc)?

Quelle: https://dereferer.me/?https://dereferer.me/?http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,535745,00.html

Offline Raoul Duke

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Re: Presseberichte
« Reply #7 on: 22. February 2008, 15:05:54 PM »
Also wissen tu ich nix, aber "drüben" waren damals eher lose Spangen üblich.. Allerdings bin ich diesem Fall wirklich nicht scharf auf Bilder :-[
12-16J: Brackets, Aufbissplatte, Elastics, Vorschubdoppelplatte, Bionator
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geplante Retention: Positioner, 2x fix, oben Hawley, unten Crozat

Offline Marty

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Re: Presseberichte
« Reply #8 on: 22. February 2008, 16:30:33 PM »
Allerdings bin ich diesem Fall wirklich nicht scharf auf Bilder :-[

schließe mich dem an  :-\

Offline simcaptain

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Re: Presseberichte
« Reply #9 on: 25. February 2008, 19:51:23 PM »
Na, na, na... mit 14-16 mag sie ja durchaus noch ganz süss gewesen sein. Zumindest sollten wir ihr "the benefit of the doubt", also im Zweifel für die Ange(k)la(gte) geben! 8)

Ausserdem ist das unsere Chefin - und wir sehen ziemlich alt aus wenn die ihren nordamerikanischen Freund ... <self-censored> :-X :-X ;D ;D ;D

BTW, wenn die Klammer beim RRRollenden RRRussischen RRRoulette-RRR stöRRRen soll, dann muss sie ja fast schon lose sein (oder eine biteplate oder so was Exotisches).
Life is what happens to you while you're busy making other plans. (John Lennon, Beautiful Boy)

Offline Raoul Duke

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Re: Presseberichte
« Reply #10 on: 26. February 2008, 17:38:24 PM »
Anmerkung: Frau Merkel ist alles andere als unsere Chefin!! Frau Merkel sagte bei ihrer Vereidigung, sie wolle Deutschland dienen. Und spätestens seit einer bestimmten, etwas zweifelhaften Kampagne wissen wir, dass Deutschland = alle Deutschen ist. Frau Merkel wurde gewählt um, durch das Volk beamtet selbigem zu dienen.
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Offline yoghurt

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Re: Presseberichte
« Reply #11 on: 08. March 2008, 16:59:02 PM »
Pamela und Saskia - die Kieferspezialistinnen

Vier Augen sehen mehr als zwei. "Das hat Vorteile für die Patienten und auch für uns", sagt Saskia Schmedt auf der Günne. Seit einem Jahr führt sie mit Zwillingsschwester Pamela eine kieferorthopädische Praxis an der Dorotheenstraße. "Wir überprüfen gegenseitig die Qualität unserer Arbeit." Aus pragmatischen Gründen haben sich die 34-Jährigen zusammen selbstständig gemacht. Die Vorteile des Familienbetriebs liegen auf der Hand: "Wir vertrauen uns hundertprozentig", sagt Pamela. Vormittags ist in der Praxis nur eine der beiden hübschen Ärztinnen am Werk, nachmittags treten sie als Doppelgängerinnen auf. Gestritten wird nicht, "aber diskutiert". Besonders schwierige Fälle besprechen sie miteinander. Ja, sie haben ein enges Verhältnis - "aber mit unserer älteren Schwester verstehen wir uns genauso gut." Ihr hat Hamburg seine Zwillingskieferorthopädinnen zu verdanken: Saskia und Pamela sind Schwester Tanja, die mit ihrer Familie hier lebt, aus Süddeutschland an die Elbe gefolgt. "Hamburg ist unsere Traumstadt", schwärmen die beiden, die in Rheinland-Pfalz aufgewachsen sind. Nein, sie kleben nicht ständig aneinander, wie man das eineiigen Zwillingen nachsagt. Haben getrennte Freundeskreise, gingen in unterschiedliche Schulklassen, haben in verschiedenen Städten gearbeitet. Trotzdem, die Gemeinsamkeiten überwiegen: Beide haben in Freiburg Zahnheilkunde studiert, ihre Promotion mit Auszeichnung abgeschlossen und sich nach der am selben Tag bestandenen Facharztprüfung auf die "unsichtbare Zahnspange" spezialisiert. Beide lieben Tennis, Snowboard, Skifahren, Theater. Beide spielen ein Streichinstrument, mögen dieselbe Kleidung und tragen die gleiche Frisur. "Wenn eine von uns einkaufen geht und etwas Tolles findet, bringen wir das oft der anderen mit", erzählt Pamela. Die ältere Schwester bekommt dann aber auch dasselbe geschenkt.


erschienen am 8. März 2008 im Hamburger Abendblatt.

Quelle: https://dereferer.me/?https://dereferer.me/?http://www.abendblatt.de/daten/2008/03/08/856069.html

Offline yoghurt

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Re: Presseberichte
« Reply #12 on: 10. March 2008, 21:08:44 PM »
ddp - Montag, 10. März, 07:14 Uhr - yahoo Nachrichten


Hasenzähne in Form gebracht

Berlin (ddp). Wenn kleine Kinder häufig und gern am Daumen nuckeln, können markante Hasenzähne die Folge sein. Immerhin lassen sich die hervorstehenden Beißerchen wieder mit einer Zahnspange richten. Auch weniger bizarre Fehlstellungen machen häufig eine kieferorthopädische Behandlung notwendig - selbst wenn sie auf den ersten Blick wenig dramatisch erscheinen. «Viele Eltern versäumen, mit ihren Kindern rechtzeitig zum Kieferorthopäden zu gehen», beklagt Günter Herre, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie.

Dabei ist es wesentlich schwieriger, im späten Teenager- oder gar Erwachsenenalter einen Kiefer zu richten, als wenn man bereits im Einschulalter damit beginnt. Zudem übernähmen die gesetzlichen Krankenkassen bestimmte Kosten für die Therapie in der Regel nur dann, wenn der Patient unter 18 Jahren alt ist, fügt Herre hinzu.

Zahnfehlstellungen können genetisch bedingt sein oder nachträglich erworben sein - neben Daumennuckeln zum Beispiel durch Nägelkauen, bestimmte Schlaflagen oder Zungenfehlverhalten wie Lispeln. Beim Daumennuckeln beispielsweise drückt der Finger die oberen Schneidezähne immer weiter vor und die unteren Zähne nach hinten. Ein typischer Fall von genetischer Fehlentwicklung ist die sogenannte Progenie. Hier ragt der Unterkiefer hervor, weil er einen unnatürlichen Wachstumsvorsprung gegenüber dem Oberkiefer hat.

Wohl kaum ein Kind trägt eine Zahnspange gerne, ganz gleich, ob es sich um ein festes oder loses Modell handelt. Aber manchmal muss es einfach sein - und zwar nicht unbedingt nur aus ästhetischen Gründen, also um eine hässliche Zahnfehlstellung wieder optisch befriedigend hinzubiegen. Häufig ist die Klammer auch aus gesundheitlichen Gründen notwendig: «Fehlstellungen können nicht nur Zähne und Gebiss schädigen», warnt Mediziner Herre. Erfolgt keine Korrektur, drohen Auswirkungen auf die ganze Körperhaltung. Kiefergelenkerkrankungen, chronische Kopf- oder Rückenschmerzen oder Fehlstellungen des Beckens sind möglich.

Dennoch werden heutzutage deutlich weniger Zahnspangen verschrieben als noch vor 10, 20 Jahren. Laut Herre liegt dies nicht etwa daran, dass Zahnfehlstellungen seltener aufträten als früher. Vielmehr hätten die Krankenkassen aus Kostengründen ihren Leistungskatalog zusammengestrichen: Während früher nur rein ästhetische Eingriffe kostenpflichtig gewesen seien, werde heute penibel mit dem Millimeterband abgemessen, ob eine Zahnfehlstellung behandlungswürdig ist oder nicht. Die Korrektur kleiner Fehlstellungen falle komplett aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen, auch wenn sie dem Kieferorthopäden medizinisch notwendig erscheine, kritisiert Herre.

Andere Ärzte bewerten den Vorgang dagegen als weit weniger besorgniserregend. Zwar sei die Kostenübernahme nun von einem bestimmten Schweregrad abhängig. Andererseits werde den Kindern dadurch die Korrektur der vielen «Mini-Fehlstellungen» erspart, die früher oftmals kieferorthopädisch behandelt wurden, sagt Christoph Hoberg, Kinderzahnarzt in Berlin.

Ihm zufolge wird nämlich häufig übersehen oder verschwiegen, dass die Verordnung einer Zahnspange auch bestimmte Risiken birgt. «Kieferorthopädie ist keine nebenwirkungsfreie Zone», betont Hoberg. Insbesondere die Hygiene stellt ein großes Problem dar. Das Zähneputzen bis in die hintersten Ecken der Mundhöhle fällt kleinen Kindern ohnehin schon schwer. Aber wenn eine Spange zusätzlich noch viele weitere schwer erreichbare Zwischenräume für Speisereste schafft, sind die Kleinen häufig gänzlich überfordert. Zudem entstehen an der Stelle, wo die einzelnen Spangenhalterungen (Brackets) montiert werden, häufig Entkalkungen. Insgesamt ist ein deutlich erhöhtes Kariesrisiko die Folge.

Hoberg rät Eltern daher, grundsätzlich die Meinung von mindestens zwei Medizinern einzuholen, bevor sie ihr Kind in kieferorthopädische Behandlung schicken. Überdies muss die Entscheidung gegen eine Behandlung keine endgültige sein. Wer über seine Zahnfehlstellung später unglücklich sei, könne sie auch noch im Erwachsenenalter korrigieren lassen, sagt Hoberg. Dann allerdings meist auf eigene Kosten.


Quelle: https://dereferer.me/?https://dereferer.me/?http://de.news.yahoo.com/ddp/20080310/thl-hasenzaehne-in-form-gebracht-3f611bb.html

Offline yoghurt

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Re: Presseberichte
« Reply #13 on: 08. April 2008, 12:50:28 PM »
Blick - Montag 07. April 2008

Zahnkorrektur für Mr. (Lang-)Weiler

Von Martina Abächerli

ZÜRICH – Die Zahnlücke des neuen Mister Schweiz Stephan Weiler wird schon bald verschwinden. Ob er der erste Mister mit Zahnspange wird?


591000 Zuschauer sahen am Samstagabend, wie Stephan Weiler zum neuen Mister Schweiz gekürt wurde. Im Vergleich: Zur Miss-Schweiz-Wahl im Herbst schalteten 856 000 Zuschauer ein.

Direkt nach der Wahl sagte der Ostschweizer den Journalisten, dass eine Schönheitsoperation für ihn sicherlich nicht in Frage käme. «Warum? Ich bin doch jetzt der schönste Schweizer.»

Nun wird korrigiert

Keine 48 Stunden später weiss Weiler aber von dieser Aussage nichts mehr. Denn jetzt lässt Mister Saubermann seine einzige wirkliche Kante, eine Zahnlücke, korrigieren: «Leider fehlte mir bislang das Geld, sie richten zu lassen. Ich bin nun überglücklich, dass mir durch die Mister-Schweiz-Organisation eine Korrektur ermöglicht wird», sagt er in der «Schweizer Illustrierten».

Wird Weiler also der erste Mister, der in seinem Amtsjahr eine Schönheits-OP vornehmen lässt? Die Mister-Schweiz-Organisation wollte sich zu Details der von Weiler erwähnten Operation heute Morgen nicht äussern. Nach heute-Informationen soll allerdings bereits in den nächsten 48 Stunden über Weilers Zahnkorrektur entschieden werden.

Frauen stürmen Apotheke

Mit der Zahnlücke verschwindet die letzte Kante von Weiler. Denn er hat noch nie geraucht, nimmt keine Drogen und hatte auch noch keinen One-Night-Stand. «Ich werde so sein, wie ich bin. Ich hoffe, es reicht für ein gutes Amtsjahr», sagte der 24-Jährige heute bei «Radio Energy Zürich».

An Fans mangelt es dem Ostschweizer Drogisten nicht. «Vor seiner Apotheke in Arbon warteten heute Dutzende Frauen, die von ihm bedient werden wollten», sagt Ferris Bühler von der MisterSchweiz-Organisation. Nur Pech, dass Weiler heute nicht arbeitet.


Quelle: https://dereferer.me/?https://dereferer.me/?http://www.blick.ch/people/zahnkorrektur-fuer-mr-lang-weiler-87883

RMU2001

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Re: Presseberichte
« Reply #14 on: 15. April 2008, 10:47:12 AM »
Kühlergrill im Mund

Zur Pubertät gehört sie wie Pickel: die Zahnklammer. Seit einst ein Görlitzer Zahnarzt einen "Gebiss-Regulierungsaparat" aus Stahl und Plastik bastelte, werden Teenager verdrahtet - und leiden Pein bei Pausenbrot und erstem Kuss. Doch jetzt machen Gangsta-Rapper aus der Knutschbremse Kult. Von Christine Käppeler


Ich hasse Shopping. Mein Gaumen wird trocken, wenn ich Pumps und Sandaletten auf Drehständern vor Schuhgeschäften sehe. Beim Anblick von Kleiderstangen und Hosenstapeln tastet meine Zunge unwillkürlich die Oberfläche meiner Zahnreihen ab. Wenn ich im Sportgeschäft auf Turnbeutel und Laufschuhe stoße, meine ich zu spüren, dass die Lücke zwischen meinem Unterkiefer und den vorderen Schneidezähne größer geworden ist.

Denn Einkaufen und der damit verbundene Ausflug in die nächstgrößere Stadt bedeuteten für mich früher: die Zeit vor und nach dem "Termin". "Vor" dem Termin trottete ich meiner Mutter stumm durch diverse Geschäfte hinterher, denn das Gewirr aus Draht und Plastik zwischen meinen Zähnen behinderte die sprachliche Kommunikation. Trotzdem behielt ich die Klammer brav im Mund. Noch hatte ich Hoffnung, die zahlreichen Nächte, die ich ohne das Ding verbracht hatte, in letzter Minute ausgleichen zu können.

Nach der Schreckensstunde inklusive Rüge auf dem Zahnarzt-Stuhl blieb die Spange zwar in der Dose, dafür hatte ich nun ein übel schmeckendes Gel im Mund. "Eine Stunde einwirken lassen!", flötete die Sprechstundenhilfe mir jedes Mal hinterher. Eine Stunde lang keine Getränke, und schon gar kein Eis. Was Wunder, dass ich selten gut gelaunt war, wenn es anschließend an die Auswahl neuer Hosen und Sandalen ging. Zur körperlichen Qual kam das optische Defizit: eine Fünftklässlerin mit Kühlergrill im Mund sieht auch im apartesten Sommerkleid wie Rumpelstilzchen aus.

Mit Zahnspange und Hornbrille in Hollywood

Von diesem Effekt lebt die Dramaturgie zahlloser romantischer Kino- und TV-Produktionen à la "Verliebt in Berlin" und "Dreißig über Nacht". Wenn das deutsche Starlet Alexandra Neldel überzeugend die Landpomeranze Lisa Plenske mimt oder Hollywood-Schauspielerin Jennifer Garner ein unansehnliches Teenie-Alter-Ego braucht, dann ist die Zahnspange, gleich nach der Hornbrille, das unverzichtbare Accessoire. Merke: Der Teenager, der auf der Leinwand Zahnspange trägt wird am Ende immer der schöne Schwan. Wie es ihm zwischenzeitlich auf dem Zahnarztstuhl ergeht, wird ausgespart. Plötzlich ist das hässliche Ding einfach weg, der Traumprinz da und die Karriere im Modebusiness geht klar.

Den Marktwert amerikanischer Teenager und ostdeutscher Landgören hatte der Görlitzer Zahnarzt Dr. Georg Klammt sicher nicht im Sinn, als er in den fünfziger Jahren den Vorläufer der modernen Zahnspange, den "elastisch-offenen Aktivator", kurz EOA, entwickelte. Der Klammtsche Gebiss-Regulierungsapparat war eine Weiterentwicklung des sogenannten "Monoblocks", der bereits kurz nach der Jahrhundertwende vorgestellt worden war. Der Name "Monoblock" war Programm: mit dem massiven Kunststoffteil im Mund konnte der Träger dieser ersten losen Zahnspange unmöglich sprechen, so dass sie nur nachts und in stillen Mußestunden zum Einsatz kam.

Klammt schwebte eine lose Zahnspange vor, die bequemer als der Monoblock zu tragen war. Er ersetzte so viele Kunststoffteile wie möglich durch Draht und machte die Zahnspange so zu einem alltagstauglichen Gerät, das Millionen von Kindern zusätzlich die Pubertät vermieste. Fortan wanderte die Klammer rein und raus im Rhythmus der Schulglocke.

Pausenbrot im Drahtgeflecht

Bonbonlutschen während des Matheunterrichts war mit Klammer im Mund nicht mehr drin. Wer sie hinter dem Rücken des Lehrers entfernte und unter die Schulbank schob bereute es spätestens, wenn er mit leerer Zahnspangendose nach Hause kam. Dass es diese Dosen in den Achtzigern nur in den Farben knallorange und feuerrot gab, war eine weitere Schikane der Zahnspangenmafia.

Zu Beneiden waren allerdings auch die Kollegen mit den festsitzenden Klammern nicht. Die letzten fünf Minuten der großen Pause verbrachten sie vor dem Spiegel der Schultoilette und bürsteten die Reste ihrer Wurstbrote aus dem Drahtgeflecht. Bei den "Brackets" genannten Klammern wurde der Draht von kleinen Metallplatten festgehalten, und die ließen sich nicht mal eben so fürs Konfirmationsfoto entfernen. Immerhin hatte die Zunge im Mundraum freie Bahn. Wie abträglich allerdings das Knirschen von Metall auf Metall der Romantik des ersten Kusses sein kann, musste eine ganze Generation erfahren. Wenn es überhaupt so weit kam, angesichts der an "Jaws", den Beißer aus den Bond-Filmen, erinnernden Optik der leidgeprüften Brackets-Träger.

Heute wirbt der Fachverband der Kieferorthopäden verstärkt mit farblosen Kunststoff-Brackets um ein erwachsenes Klientel. Prominente wie Tom Cruise, Faye Dunaway, Gwen Stefani und Till Schwaigers Ex-Frau Dana haben es vorgemacht. Blendend weiße, grade Zähne sind zum Statussymbol avanciert, die Beseitigung funktioneller Störungen ist heute fast zweitrangig. Zumindest im Fall Cruise hat sich die Behandlung offensichtlich ausgezahlt: 2002 stellte sich der Schauspieler anlässlich der Premiere seines Films "Minority Report" als einer der ersten Promis mit Brackets auf den Zähnen dem Blitzlichtgewitter. Wenig später sah man die 16 Jahre jüngeren Katie Holmes an der Seite eines nun dauergrinsenden Tom Cruise. Die Zeiten, in denen sich vor allem minderjährige Fans von der Kelly-Family bis zu Tokio Hotel als "Generation Zahnspange" charakterisieren ließen, sind seither vorbei.

Fashion-Victims im Beißer-Look

Offensiv wird inzwischen auch im amerikanischen Gangsta-Rap-Milieu mit den Zähnen geblitzt. Der prominenteste Kopf der Szene in Sachen "Zähne zeigen" ist der texanische Rapper Paul Wall. Als Musiker nur semi-bekannt, hat er sich als Produzent sogenannter "Grillz" einen Namen gemacht. Ab 60 Dollar aufwärts liefert er lose Edelmetall-Spangen für Ober- und Unterkiefer, ab einem vierstelligen Betrag bekommt der Kunde das bizarre Fashion-Accessoire auch mit Diamanten besetzt.

Bei diesem Trend stand der Beißer offensichtlich Pate, doch anders als dessen eindrucksvolle Gebissplatte sind die Grillz, die die Gangster der Nuller-Jahre tragen, nur bedingt auf kraftvolles Zubeißen ausgelegt. Worum es wirklich geht, erfährt man im Song "Grillz" des US-Rappers Nelly: "I put my money where my mouth is an bought a grill". Nach Muscle Cars, Goldketten und Luxusbabes signalisieren nun also die "Grillz", bei wem die Kohle sitzt. "Ya ya ya grill, ya ya ya grill" singt denn auch das hüftschwingende Girl, das Nellys Kumpel Paul Wall im Video zum Song ein rundes Tablett mit mehreren funkelnden Grillz zur Auswahl reicht.

Und schon wird mein Gaumen trocken und meine Zunge tastet die Lücke zwischen Unterkiefer und Schneidezähnen ab. Ich spüre das klebrige Leder des Zahnarztstuhls unter meinen Beinen und sehe die gestrenge Praxisgehilfin des Kieferorthopäden vor mir. Wie sie mir wortlos am Kopfende des Behandlungsstuhls den Drehteller zuschiebt, auf den sie das frisch gereinigte Gestell aus meinem Mund gelegt hat. Ich beneide Paul Wall um sein Zahngold wahrlich nicht.


Quelle: einestages; spiegel.de: https://dereferer.me/?https://dereferer.me/?http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/1759/kuehlergrill_im_mund.html