Zu Allererst mal, wie Marty bin ich der Ansicht, dass der werte Herr Metzgermeister (Ober-Chirurg) an den ganz hohen Pranger gehört! Bei Euch gibt es doch sicher so was wie eine Frauenbeauftragte oder einen Betreibsrat. S O F O R T beschweren, auch wenn Du Angst um Dein Vorwärtskommen hast - ducken und abnicken spielt solchen Leuten nur in die Hände. Der Mann gehört allein für diese Aussage fristlos in den Vorruhestand.
Aber Chirurgen haben die Arroganz ja gepachtet...
Zusätzlich zu meinen Vorrednern zwei, drei Punkte zum Nachdenken, die Dir als angehender Ärztin eigentlich geläufig sein müssten... bitte entschuldige also, wenn ich offene Türen einrenne.
Zum Einen bewegst Du Dich in einem Umfeld, in dem (rein subjektiv natürlich) hauptsächlich der Anschein von Erfahrung gewünscht ist. Es gibt eben Berufe, da wünscht sich der Mensch (aus welchen psychologischen Gründen auch immer) eben am liebsten einen Dr. Brinckmann - väterlich, grauhaarig, mit Valium-2000-plus-Stimme. Mediziner und Automechaniker sind ganz klassisch solche Bereiche. Als Frau unter 30 fällst Du da schon mal grundsätzlich durch sämtliche Raster, und die Spange macht Dich eben noch jünger, und eben anscheinend (dieses "anscheinend" ist hier ganz wichtig) unerfahrener. Lass mal den "Dr." auf Deinem Namensschild auftauchen, der Unterschied wird sein wie zwischen Tag und Nacht, glaub's mir. Da musst Du jetzt durch, auch wenn schon ein langes und hartes Studium hinter Dir liegt.
Damit hängt natürlich auch zusammen, dass Deine Patienten sich, wenn Sie mit Dir als Klinik-Ärztin zusammentreffen, sich in einer in höchstem Maße beängistigenden Situation befinden. Sie sind Dir und Deinen Kollegen (subjektiv) schutzlos und wehrlos ausgeliefert. Sie haben sich buchstäblich in Deine Hand begeben - allein das schürt schon Urängste. Natürlich versuchen die mit allen Mitteln irgendwie Dir gegenüber einen psychischen Vorteil zu erringen. Und Hohn macht den Gegner klein, das haben hunderte Kriege gezeigt. Indem sie sich über irgendwas an Dir lustig machen, gewinnen sie Mut - das liegt mal primär nicht an der Spange. Pickel, grüne Haare oder ein Piercing täten es auch.
Und andersherum gesehen - Deine Spange ist halt nunmal das Merkmal an Dir, das keine Deiner Kolleginnen hat. Für Patienten, die im Laufe ihres KKH-Aufenthalts Dutzende Weisskittel treffen viel leichter zu merken als Dein Name. Ich an Deiner Stelle würde mich darüber freuen - das zeigt doch, dass Dich die Patienten als Individuum wahrgenommen, Dich bemerkt und sich Dich GEmerkt haben. All Deine Kollegen/innen sind doch nur "die eine Ärztin da" und "der andere Doktor". Ich bin überzeugt davon, dass sich so manches kleines Kind und so mancher alte Opa von allen Ärtzen/innen sechs Monate später nur an Dich erinnern wird, eben weil Du dank Spange aus dem Haufen herausstichst.
Bei den Krankenschwestern kommt der Neidfaktor dazu - Du bist Ärztin, bei denen hat's dazu nicht ganz gereicht. Du weisst ja: Männer schlagen mit Fäusten zu, Frauen mit Emotionen. Ist hart, aber das solltest Du gar nicht erst ignorieren.
Dies alles, wie gesagt, nur zum Nachdenken. Ich darf vielleicht dazu sagen (da ich weiss dass das hilft), dass ich ungefähr in Deinem Alter bin, wenn auch ohne Spange.
Ein Satz noch als Partherpfeil zum Schluss... Wir sind keine 15 mehr, wie beim ersten Mal Spange. Über die Phase, nur ja um keinen Preis aus der Masse hervorstechen zu wollen, sind wir doch wohl hinaus, nicht?
SC
PS: @klammer: wenn das eine fake ist, dann eine sehr realistische.