Super Findung!

Normalerweise ist es einem Patienten unangenehm, einen Gesichtsbogen tragen zu müssen. Und wenn, dann wird man das peinliche Gerät möglichst nicht in der Öffentlichkeit tragen. Es wäre zwar schön, wenn der Hg wirkt, aber man soll ihn nicht sehen. In Tartuffe ist es genau andersrum: der Hg soll nicht wirken, sondern nur gesehen werden. Die junge, aber nicht mehr jugendliche Schauspielerin setzt sich zur Aufführung jedesmal den Gesichtsbogen ein, um jünger auszusehen. Das ist das schöne hier, dass die Zahnspange nicht lächerlich machen soll, sondern jung. Ganz neutral und ohne schlechten Beigeschmack. Claudia Mau darf nicht empfindlich sein, sondern muss es ertragen, als Trägerin eines Hgs angeglotzt zu werden. Als Schauspielerin fällt ihr das sicher nicht übermäßig schwer. Man geht davon aus, dass der Zuschauer weiß, dass dieser Bogen eine Zahnspange ist. Aber ist das nicht parodox? Wenn jeder das Gerät kennt, warum "darf" man es dann auf der Bühne tragen und nicht auf der Straße im echten Einsatz? Dann hat es doch sein Geheimnishaftes verloren. Was würde passieren, wenn Claudia Mau nach dem Ende der Aufführung das Theater verlässt und den Bogen immer noch drinhat? Würde sie von den Theaterbesuchern plötzlich unverständig angeglotzt oder würde sich mancher Theaterbesucher ganz einfach denken: "Ach, dann gehört das gar nicht zur schauspielerischen Verkleidung, sondern es ist ihre echte Zahnspange und sie trägt sie auch sonst." ?

Man stelle sich vor, die Schauspielerin habe als Jugendliche tatsächlich einen Hg gehabt, aber wegen der Peinlichkeit nie öffentlich getragen, weil Bekannte sie so sehen können hätten! Und jetzt verlangt das Drehbuch von ihr, dass ihr so ein Bogen eingesetzt wird, um ihn die ganze Aufführung hindurch zu tragen! Und das jedesmal bis Ende Juni ...