Also, das Thema hatten wir ja jetzt schon ein paar Mal. Es ist ja schön und gut und sehr richtig und wichtig, dass Du Dir viele Gedanken zu dem Thema machst. Aber übertreiben musst Du es auch nicht - was immer noch zählt, ist die Meinung mehrerer Experten. Damit sind nicht wir interessierte Laien hier im Forum gemeint und schon gar nicht - wie Ingo richtig feststellt - die Werbung von Firmen, die ihre Produkte meistbietend absetzen müssen. Sondern die Docs die Du schon befragt hast.
Und die sind sich ja relativ einig, was das Extrahieren bzw. die bei Dir nötigen "brachialen" Kräfte betrifft. Das ist einfache Physik: irgendwo musst Du (bzw. muss Dein Behandler) ein paar Dutzend Newton Kraft hernehmen. Ob das nun andere Zähne (Pendulum, Federn, Distaljet), der Kieferknochen (Implants), die Kaumuskulatur (Carriere) oder die Nackenmuskulatur / der Hinterkopf (Headgear) sind, ist letztlich egal. Naja, und dass diese Kräfte sowohl den Zahnhalteapparat als auch den Verankerungspunkt belasten ist auch normal - jedes Medikament belastet den Organismus, aber ist nur in Überdosis giftig. Alles Andere ist Sache des Könnens und der Erfahrung Deines Behandlers - eventuelle Schäden in wenigen Ausnahmefällen sind so gut wie immer auf Behandlungsfehler zurückzuführen und sind unabhängig von der gewählten Methode. Siehe dazu auch die einschlägigen Veröffentlichungen der Stiftung Warentest, um mal was zu sagen.
Wobei Du Dir wie bei allen diesen Dingen immer vergegenwärtigen musst, dass bei solchen Themen die wenigen Fälle, wo etwas schief läuft vollständig berichtet werden, während die überwiegende und große Zahl erfolgreicher und problemloser Behandlungen mit keinem Wort erwähnt wird. Ein Beispiel: Toyota verkauft pro Jahr über sieben Millionen Autos (7,000,000), die zu den zuverlässigsten der Welt gehören und jahrelang an der Spitze der ADAC-Pannenstatistik waren (misst die relative SELTENheit von Pannen). Im kollektiven Presse-Bewusstsein ist die Firma im Moment aber wegen ein paar Millionen hakelnder Gaspedale, die ausgetauscht werden müssen. Das ist zwar kein Pappenstiel, aber eben nur eine von vielen Baugruppen eines Autos. Der möglicherweise entstehende Fehler kann von einem achtsamen, erfahrenen Fahrer problemlos ausgeglichen werden. Von einem unachtsamen oder unerfahrenen Fahrer natürlich nicht.
Das sagt uns, denke ich, zwei Dinge: erstens, es läuft längst nicht so viel schief, wie gerne panikmachend berichtet wird. Zweitens, technische Geräte können falsch bedient werden oder fehlerhaft sein. Ein versierter Benutzer - oder in unserem Fall Behandler - kann aber Fehlbedienungen vermeiden und Fehlfunktionen rechtzeitig beenden. Und gerade das ist ein Grund, nicht jeder Mode nachzulaufen - einmal ist immer das erste Mal, auch für einen Behandler mit einer neuen Methode. Würde man wirklich der erste Patient sein wollen? Naja, und "schneller" und "schonender" widerspricht sich bei Zahnbewegungen in der Regel!
Wieder ein langes Wort zum Sonntag - Quintessenz ist: lass Dich nicht kirre machen und hab' ein Bisschen Vertrauen in Deine Docs - die wissen nämlich mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr genau, was sie tun. Oder ganz bewusst nicht tun.
--SC